Geschichte und Führer der Kirche zu Walddorf
Unser Spreequellort und damit auch die Kirchgemeinde blickten auf eine rund 300jährige Geschichte zurück.
Nach einem starken Windbruch im Kottmarwald, welcher zur Stadt Löbau gehörte, bestand im Jahre 1662 die Notwendigkeit der Errichtung eines „Försterhäusls“ zur Unterbringung der Holzarbeiter. 1676 erbat Löbau beim Kurfürsten Johann Georg II. um die Genehmigung, dort ein „Dörfel“ zu errichten, ein Gesuch, dem erst 1691 statt gegeben wurde. Erste Bewohner Walddorfs waren vor allem Emigranten aus Böhmen und Mähren, die ihre Heimat aus religiösen Gründen verlassen mussten. Diese wurden zunächst nach Kottmarsdorf eingepfarrt.
Nachdem Walddorf im Jahre 1708 bereits 36 Häuser zählte, wurde auch der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus vor Ort immer lauter. Die Stadt Löbau nahm sich der Sache lebhaft an und erteilte nicht nur die Baugenehmigung, sondern erklärte sich auch bereit, den Bau auf eigene Kosten ausführen zu lassen. So wurde am 25. April 1708 der Grundstein gelegt und bereits am 10. Oktober des selben Jahres wurde das erste Bethaus in Walddorf geweiht. Es war ein schlichter Holzbau ohne Turm. Erst am 6. Juni 1727 legte man den Grundstein zu einem massiven Turm, nach dem ein auf das Kirchdach gesetzter Dachreiter dem Wetter nur wenige Jahre Stand gehalten hatte. Auch das Kirchgebäude selbst wurde nach und nach erweitert und massiv gebaut, bis im Jahre 1737 ein Blitzschlag das Gotteshaus traf und großen Schaden anrichtete. Die Reparatur zog sich über viele Jahre hin.
In den Jahren 1819 bis 1821 wurden dann erneut umfangreiche Reparaturen am Dach und im Inneren der Kirche vorgenommen. Leider währte die Freude darüber nur kurze Zeit, da am 28. Januar 1833 während eines heftigen Schneegestöbers erneut ein Blitz im Kirchturm einschlug und ihn in Brand setzte. Er brannte bis auf die Glockenstube nieder. Die herabstürzenden Trümmerteile durchschlugen Kirchendach und Boden, zerstörten die kurz zuvor erst völlig erneuerte Orgel und richteten auch sonst viel Schaden im Kircheninneren an. Noch im selben Jahr ging man an den Wiederaufbau, und bereits im Herbst konnte man den neuen, höher geführten Turm weihen.
Trotz einer ständig währenden Bautätigkeit am Kirchgebäude, wie der zwischenzeitlichen Erweiterung der Emporen, war der Verfall der Substanz im Laufe der Jahre nicht mehr aufzuhalten. So beschloss der Kirchenvorstand 1907, dass Kirchenschiff abzureißen und auf altem Grund neu zu errichten. Die neue Kirche wurde im Oktober 1909 geweiht.
Für den Neuaufbau wurden zum Teil Elemente der alten Kirche verwendet. So zum Beispiel Teile des Orgelprospekts und die reizvolle mit ornamentierten, vergoldeten Pfeilerchen gegliederte Orgelchorbrüstung, die barocken Logentüren der ehemaligen Betstuben unter der Orgelempore, die Täfelungen der Emporenbrüstung und –decken sowie die toskanischen Holzsäulen, und das Wappen der ehemaligen Herrschaftsloge an der vorderen linken Logentür.
Am Kanzelaltar wurden nur die Höhenlage verändert und als Schmuck die bekrönende Sonne sowie eine rosengeschmückte Kartusche angebrachte.
Der aus dem 18. Jahrhundert stammende Taufstein steht auf einem rankenverzierten gebogenen Dreifuß. Die Deckelbekrönung ist in Form einer Knospe gestaltet. Die geschnitzte Rankenverzierung des Lesepults weist ebenfalls auf die Zeit zwischen 1720 und 1730 hin.
Die herrlichen Bleiglasfenster an der Ostseite sind von den Gebrüdern Halank gestiftet worden, von denen einer Bürgermeister in Walddorf war. Im rechten Fenster ist das Mahl Jesu mit den Emmausjüngern dargestellt (nach Lukas 24,13-35). Durch das Fenster erkennt man die Walddorfer Kirche. Grundlage für das Motiv des linken Fensters ist der Besuch Jesus bei Martha und Maria (nach Lukas 10,38-42). Im Fenster des Bildes sind das Walddorfer Haus, Mittelstraße 4 und im Hintergrund der Kottmar dargestellt.
Die Orgel wurde beim Kirchenneubau 1909 von der Firma Schuster aus Zittau gebaut, wobei Teile des alten Orgelprospekts im Rokokostil wiederverwendet wurden. Sie ist mit 2 Manualen und einem Pedal ausgestattet. 28 Register sorgen für einen stimmungsvollen Klang. In den Jahren 1956 sowie 1996 wurde die Orgel generalüberholt. So befindet sie sich nach wie vor in einem sehr guten Zustand, der es zulässt, jährliche Orgelkonzerte zur Freude der Musikinteressierten des Ortes und der Umgebung zu veranstalten.
Von hoher Qualität ist das Geläut der Walddorfer Kirche. Es besteht aus drei Glocken, welche im Jahre 1919 von der Fabrikantenfamilie Rudolph zum Andenken an ihren im 1. Weltkrieg gefallenen Sohn gestiftet wurden. Das war auch der Grund dafür, dass die Glocken nicht wie die meisten aus den umliegenden Kirchen zur Rüstungsproduktion im 2. Weltkrieg eingeschmolzen wurden. So können sich noch heute die Walddorfer und ihre Gäste täglich an ihrem herrlichen Klang erfreuen. Dank der im Jahr 2001 eingebauten elektronischen Steuerung ist dies ganz ohne personellen Aufwand möglich.